Sexualisierte Gewalt - Ein gesellschaftliches Thema

Fakten

Hellfeld und Dunkelfeld

Laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) sind im Jahr 2022 die Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch mit 15.520 Fällen auf einem gleichbleibend hohen Niveau wie in 2021 (15.507 Fälle). Laut PKS 2022 hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die Missbrauchsdarstellungen und sogenannte jugendpornografische Inhalte besaßen, herstellten, erwarben oder insbesondere über die sozialen Medien weiterverbreiteten, in Deutschland seit 2018 mehr als verzwölffacht – von damals 1.373 Tatverdächtigen unter 18 Jahren auf 17.549 Tatverdächtige (davon 5.553 Kinder unter 14 Jahren und 11.996 Jugendliche über 14 Jahre) in 2022.

Das Dunkelfeld insgesamt und auch der Anteil an Straftaten, von denen die Polizei keine Kenntnis erhält, ist um ein Vielfaches größer. Dunkelfeldforschungen aus den vergangenen Jahren gehen davon aus, dass jede/r Siebte bis Achte in Deutschland sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend erlitten hat. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von rund 18 Millionen Minderjährigen aus, die in Europa von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Das sind auf Deutschland übertragen rund 1 Million Mädchen und Jungen. Dies bedeutet, dass etwa 1 bis 2 Schüler*innen in jeder Schulklasse von sexualisierter Gewalt betroffen sind.

Statistisch gesehen werden in Deutschland täglich durchschnittlich 49 Kinder sexuell missbraucht.

Fälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder:
(bis 2021 nach $$176, 176a, 176b StGB; ab 2022 nach $$176-176e StGB)

  • 2018: 12.321
  • 2019: 13.670
  • 2020: 14.594
  • 2021: 15.507
  • 2022: 15.520

Fälle von Missbrauchsdarstellungen (offizielle Fallzahlen):

  • 2018: 7.449
  • 2019: 12.262
  • 2020: 18.761
  • 2021: 39.171
  • 2022: 42.075

Kontext

Sexualisierte Gewalt findet am häufigsten innerhalb der engsten Familie statt (ca. 25 %) sowie im sozialen Nahraum beziehungsweise im weiteren Familien- und Bekanntenkreis, zum Beispiel durch Nachbarn oder Personen aus Einrichtungen oder Vereinen, die die Kinder und Jugendlichen gut kennen (ca. 50 %). Sexualisierte Gewalt durch Fremdtäter*innen ist eher die Ausnahme. Deutlich zunehmend finden sexuelle Übergriffe im digitalen Raum statt.

Täter und Täterinnen

Sexualisierte Gewalt geschieht in etwa 80 % bis 90 % der Fälle durch Männer und männliche Jugendliche, zu etwa 10 % bis 20 % durch Frauen und weibliche Jugendliche. Der Mythos der „guten“ Mutter vernebelt dabei den Blick auf Grenzverletzungen und Gewalt durch Frauen. Sowohl Täter als auch Täterinnen missbrauchen sowohl Mädchen als auch Jungen. Missbrauchende Männer stammen aus allen sozialen Schichten, leben hetero- oder homosexuell und unterscheiden sich durch kein äußeres Merkmal von nicht missbrauchenden Männern.

Über missbrauchende Frauen wird bislang wenig geforscht. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sexualisierte Gewalt durch Frauen seltener entdeckt wird, weil solche Taten Frauen kaum zugetraut werden und sie in der eigenen Wahrnehmung nicht vorkommen. Von daher werden sie auch schnell übersehen bzw. nicht wahrgenommen. Frauen sind eher Einzeltäterinnen, missbrauchen aber auch zusammen mit einem männlichen Partner beziehungsweise unter dessen Einfluss.

 

Quellen

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